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MEMEX


Bush ging von der herkömmlichen Methode der Informationsspeicherung aus, dem Indizieren. Alle Daten werden alphabetisch angeordnet und Informationen können, wenn überhaupt, durch Suche über Unterklassen gefunden werden. Sobald man einen Eintrag gefunden hat, muß man die Suche über einen neuen Pfad fortsetzen.

Da das menschliche Gehirn aber über gedankliche Assoziationen arbeitet, automatisch zum nächsten Gedanken springt, ist es in der Lage, wesentlich effizienter Informationen aus dem Gedächtnis zu holen. Man kann natürlich diesen Prozeß nicht vollständig mechanisieren. Aber die Auswahl über Assoziation statt Indizierung verdient Beachtung. Hier sollte die Maschine in der Lage sein, das menschliche Gehirn in Hinsicht auf Wiederauffindbarkeit von Informationen zu schlagen.

So stellte sich Bush eine zukünftige Maschine namens MEMEX (memory extension, dt.: Gedächtnis-Erweiterung) vor:

Der MEMEX ist ein Gerät, in dem ein Individuum alle Bücher, Aufzeichnungen und Mitteilungen abspeichern kann, und es ist mechanisiert, so daß mit hoher Geschwindigkeit und Flexibilität nachgeschlagen werden kann. Es ist eine vergrößerte, vertraute Ergänzung zu seinem Gehirn.

Es besteht aus einem Schreibtisch, und obwohl es vermutlich aus der Ferne bedient werden kann, ist es hauptsächlich das Stück Möbel, an dem man arbeitet. Auf dem Tisch sind schräge durchscheinende Bildschirme, auf die Material für bequemes Lesen projiziert werden kann. Es gibt eine Tastatur, und Mengen von Knöpfen und Hebeln. Ansonsten sieht es wie ein ganz normaler Schreibtisch aus.

Auf der einen Seite befindet sich das abgespeicherte Material. Das Problem der riesigen Menge wird durch verbesserten Mikrofilm gelöst. Nur ein kleiner Teil vom MEMEX wird zur Speicherung genutzt, der Rest ist Mechanik.

Der größte Inhalt von MEMEX wird auf fertig aufbereitetem Mikrofilm geliefert. Bücher aller Art, Bilder, Zeitschriften und Zeitungen werden so eingegeben. Geschäftskorrespondenz nimmt denselben Weg. Direkteingabe ist auch vorgesehen: Ober auf dem MEMEX befindet sich eine transparente Platte. Auf dieser werden handschriftliche Bemerkungen, Fotografien, alle Arten von Dingen plaziert. Wenn es sich da befindet, wird ein Hebel gezogen und es wird auf die nächste freie Stelle auf dem MEMEX-Film kopiert.

Es existiert natürlich immer noch der gewöhnlichen Zugriff auf das System über das Indizieren. Wenn der Nutzer ein bestimmtes Buch konsultieren möchte, tippt er den Code auf der Tastatur ein und die Titelseite des Buches erscheint sofort bevor ihm, auf einen seiner Monitore projiziert. Oft genutzte Codes sind Mnemoniks, so daß er selten sein Code-Buch benutzen muß. Doch wenn er es benötigt, bringt ein einziger Tastendruck es auf den Schirm. Mehr noch, der Nutzer hat Hebel für den schnellen Vorlauf. Wenn er einen dieser nach rechts drückt, blättert er durch das Buch, jede Seite mit einer Geschwindigkeit auf den Monitor projiziert, die nur ein kurzes Erkennen dieser erlaubt. Lenkt er den Hebel weiter aus, wird das Buch 10 mal schneller durchlaufen, noch weiter noch rechts bedeutet 100fache Geschwindigkeit. Drücken nach links gibt dem Nutzer dieselbe Kontrolle rückwärts.

Ein spezieller Knopf bringt ihn sofort auf die erste Seite seines Index. Jedes beliebige Buch seiner Bibliothek kann aufgerufen werden und so mit größerer Leichtigkeit konsultiert werden als wenn es erst vom Regal geholt werden müßte. Da er verschiedene Bildschirme hat, kann er einen Eintrag stehenlassen, wenn er einen anderen aufruft. Er kann Fußnoten und Kommentare anbringen, es kann sogar so arrangiert werden, daß er dies in einem Eingabeschema tätigt. [BUSH45]

Dieses Abspeichern sollte die Basis bilden, da ja das Verbinden von zwei Enträgen das Hauptziel bildet. Beim Aufbauen eines Informationspfades vergibt der Nutzer einen Namen, der gleichzeitig mit in das genannte Code-Buch aufgenommen wird, und fügt zwei Artikel, die auf nebeneinanderliegende Bildschirme projiziert wurden, durch Tastendruck zusammen.
Erzeugt: 07.06.'95 - Letzte Änderung: 21.06.'95
Olaf Krusche