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Permanent World Encyclopaedia


H.G. Wells vermutete 1938, daß die Idee einer Enzyklopädie bedeutenden Veränderungen unterlegen ist. Die Lexika der Vergangenheit waren für den Bedarf einer kultivierten Minderheit ausreichend. Sie wurden "von Gentlemen für Gentlemen" geschrieben, in einer Zeit, da noch nicht an Allgemeinbildung zu denken war. Im 19. Jahrhundert wurde weiter in dem Stil des vorherigen gearbeitet, trotz des enorm angestiegenen Wissens und einer Vielzahl von Personen, die genaue und einfach zugängliche Information benötigen.
Die Zusammenstellung und Verbreitung von Wissen in der Welt sind jetzt extrem ineffizient, und die Denker des vorausschauenden Typs, die wir jetzt berücksichtigen, beginnen zu verstehen, daß der hoffnungsvollste Weg für die Entwicklung unseres Verstandes eher in der Richtung der Kreation eines neuen Weltorgans für die Sammlung, Indizierung, Zusammenfassung und Freigabe von Wissen liegt als in weiterem Flicken am höchst konservativen und wiederstansfähigen Universitätssystem, lokal, national und traditionell in der Struktur, das schon existiert. Diese Neuerer, die heute vielleicht Träumer sind, welche aber hoffen, morgen schon sehr aktive Organisatoren zu werden, schlagen ein einheitliches, wenn nicht gar zentralisiertes Weltorgan vor, um "den Verstand der Welt zusammenzuziehen"; das kein Rivale zu den Universitäten zu sein braucht, sondern eher eine Ergänzung und koordinierender Zusatz zu ihren Bildungsaktivitäten - auf einer planetaren Skala. [WELL38]
Wells stellte sich als Kern für die "Permanent World Encyclopaedia" eine Zusammenfassung von Bibliografien und Dokumentationen mit den indizierten Archiven der Welt vor. Eine Vielzahl von Arbeitern sollte sich ständig mit der Perfektion dieses Index des menschlichen Wissens befassen und es auf dem neuesten Stand halten. Gleichzeitig sollten die Fähigkeiten der Mikrophotographie, obwohl sie damals noch in den Kinderschuhen steckten, als Grundlage für eine konzentrierte visuelle Aufzeichnung dienen.

In den 30er Jahren begannen amerikanische Mikrofilm- Experten, die seltensten Bücher, Manuskripte und Bilder aufzunehmen. So konnten diese aus erster Hand in einer Vielzahl von Projektionsräumen betrachtet werden. Eine Erweiterung des Ganzen als Index des menschlichen Wissens sollte kein praktisches Problem darstellen.

Auch an spezielle Sektionen, z.B. Geschichte, Technik, Wissenschaft, hatte Wells gedacht. Darauf basierend stellte er sich Zusammenfassungen, mehr oder weniger komplex, für die Nutzung an Schulen und Universitäten vor, die fortlaufend veröffentlicht und überarbeitet werden sollten.


Erzeugt: 22.09.'95 - Letzte Änderung: 26.09.'95
Olaf Krusche